
Chronik: 1960 - 1969
Die "goldenen 60er" - 1960 - 1969
Im ersten Oberliga-Spieljahr (1959/60) ist die Mannschaft des Ludwigshafener SC ein gefürchteter, aber beliebter Gegner. Technisches Können gepaart mit Einsatzfreude, Spielwitz und Unbekümmertheit macht sie zu einem gern gesehenen Spielpartner. Hemmungen vor großen Namen kennt die Mannschaft nicht. Man spricht von der Elf des LSC, vor der selbst große Namen verblassen: Borussia Neunkirchen unterliegt 3:1 und auch der FK Pirmasens lässt mit 4:3 die Punkte auf dem LSC-Platz. In Worms gibt es einen 3:1-Sieg und bei Phönix Ludwigshafen wird ein 2:2 Unentschieden erreicht. Die Tabelle der Rückrunde zeigt, für sich allein betrachtet den LSC auf dem 2. Platz. Eine stärkere Vorrunde und die Teilnahme an den Endrundenspielen zur Deutschen Fußballmeisterschaft wäre gesichert worden. Nie zuvor hat der LSC-Platz so viele Zuschauer gesehen. Auch Bundestrainer Sepp Herberger und sein Assistent Helmut Schön besuchen einige Heimspiele.
Kurz vor Rundenschluss hat der LSC noch Chancen auf den zweiten Tabellenplatz, der zur Teilnahme an der Endrunde zur Deutschen Meisterschaft berechtigt. Aber zu einer solchen Sensation reicht die Erfahrung der jungen Erfolgsmannschaft eben doch noch nicht aus. Der 5. Tabellenplatz ist für die junge Mannschaft, die der deutschen Fußball-Elite gegenüber stand, ein überaus großer Erfolg, auf den sie mit Recht stolz sein darf.
Auch als guter Freundschaftsspielpartner hat sich der LSC einen Namen gemacht. Westfalia Herne, Viktoria Köln, Bremer SV, VfR Neumünster, VfR Mannheim, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt und FC Metz sind neben anderen bekannten Mannschaften große Gegner. Aus den jungen Spielern der LSC-Mannschaft sind clevere Ligaspieler geworden. Heiner Lutz trägt als erster Spieler des Vereins das deutsche Nationaltrikot. Er darf in der Junioren-Nationalmannschaft gegen Ungarn mitwirken. Torwart Koch steht kurz vor seiner internationalen Berufung, wird jedoch durch Verletzungen zurückgeworfen. Beide sind Stützen einer starken LSC-Abwehr.
Mit dem Ende der Verbandsspielrunde 1960/61 ist aber auch der sportliche Höhepunkt beim LSC vorerst überschritten. Die Überbeanspruchung der Aufstiegsjahre wirkt sich aus. Die Mannschaft bleibt zwar in der Oberliga und in guter Mittelfeldposition, kann aber die brillanten Leistungen von 1959/60 nicht mehr erreichen. 1961/62 wird der komplette Sturm der A-Jugend, die gerade die Regionalmeisterschaft Südwest errungen hat, in die Vertragsspielermannschaft eingebaut – und das Wagnis gelingt! Die Auffrischung durch Hager, Wingert, Vondung, Rahn und Grillenberger bringt neuen Erfolg und den siebten Tabellenplatz in einer sehr schweren Runde, ein ausgezeichnetes Ergebnis.
Und die Jugend? Der in den 50er-Jahren von Gerhard Sandreuther entwickelte neue Stil der Jugendführung wirkt sich aus. Ort der Handlung: Südwest Stadion Ludwigshafen. Endspiele um die Südwestdeutsche Jugendfußballmeisterschaft 1960. In den Finalkämpfen der A- und B-Jugend ist der LSC vertreten. Er erringt beide Titel. Bei der B-Jugend bleibt der 1. FC Kaiserslautern mit 3:2 auf der Verliererstraße, bei der A-Jugend muss Tiefenstein, mit 6:2 geschlagen, die Überlegenheit des LSC anerkennen. Keinem Verein des Regionalbereichs Südwest gelang vor dem LSC dieser Doppeltriumph. Seppl Hager ist schon ein Meister seines Fachs...

A1-Jugend Südwestmeister
v.l.: Jugendleiter Sandreuther, Betreuer Braun, Schneider, Schuler, Wittmer, Krick, Wingert, Kaspar, Vondung, Kern, Wünstel, Reimer,
Hager, Greger, Schuchmann, Schreiber, Kraut, Trainer Hager
Seppl Rahm löst Hermann Wittmer in der Jugendabteilung ab. Das Spieljahr 1960/61 bringt den Höhepunkt der Jugendarbeit: Die Meisterschaft des Regionalverbandes Südwest wird von der A1-Jugend des LSC gewonnen. Neun Spieler der Meistermannschaft schaffen den Sprung in die 1. Mannschaft. Auch 1961/62 reißen die Erfolge nicht ab. Die A1-Jugend gewinnt den Fritz-Walter-Pokal im wohl bekanntesten Turnier des südwestdeutschen Raumes. Endspielpartner des LSC ist Holstein Kiel. Werder Bremen und Leeds United (England) bleiben auf der Strecke. Die A1-Jugend wird im gleichen Spieljahr Bezirksmeister der Vorderpfalz, die A2-Jugend Kreismeister und die D-Jugend Kreismeister. Die Jugendspieler Blatz, Volk und Weiß werden ins Vertragsspielerlager abgegeben. 1963 heftet die Jugendabteilung weiteren Ruhm an ihre Fahne. Von neun Mannschaften, die am Verbandsspielbetrieb teilnehmen, erreicht die „schlechteste“ Elf den dritten Tabellenplatz. Alle anderen Mannschaften werden Meister oder Vizemeister. Dieser erneute LSC-Erfolg veranlasst Verbandsjugendleiter Bernhard (Frankenthal), bei der Jugendabschlussfeier des LSC, dem Verein zu den Männern zu gratulieren, die die Jugend führen.
Berlin ist eine Reise wert. Unter diesem Motto steht eine Acht-Tage-Reise der LSC-Jugend nach Berlin. Drei Mannschaften sind bei Hertha Zehlendorf zu Gast. Jugendleiter Sandreuther, seit 1962 wieder im Amt, macht diese Reise durch vorbildliche Organisation zu einem würdigen Abschluss einer erfolgreichen Saison.
Das vorläufig letzt Amtsjahr des Jugendleiters Sandreuther steht ganz im Zeichen einer Turniermannschaft: Die A1-Jugend bringt das Kunststück fertig, innerhalb von vier Wochen zwei bedeutende Turniere zu gewinnen und in zwei weiteren ins Finale vorzudringen. Die A2-Jugend wird Kreismeister. Vom Spieljahr 1965/66 an führt wieder Gerhard Heid die Jugendabteilung. Seine Ziele sind klar abgesteckt: Den guten Ruf des LSC im In- und Ausland erhalten und basierend auf einer entsprechenden Breite, die Spitze zu fördern...

1965: C1-Jugend in Darmstadt-Eberstadt

1965: C2-Jugend in Darmstadt-Eberstadt

1965: A2-Jugend
Stehend v.l.: Betr.Höfner, Janz K.H., Gellung, Schönjahn, Bappert, Glaser, Schultheis, Trainer Hager
Knieend: Höfner R., Bösherz G., Baudach H., Hornbach, Eichert
Unvergessen sind die Internationalen B-Jugendturniere um den Gerhard-Sandreuther-Pokal im Ludwigshafener Südweststadion. Nur Clubs mit klangvollem Namen entsenden ihre Nachwuchsmannschaften zu der bedeutendsten Veranstaltung dieser Art in Süddeutschland. Beim 1. Turnier im November 1965, damals noch national, konnte sich der 1. FC Kaiserslautern den begehrten Pokal holen. Das 2. Turnier wurde dann vom 20. April bis 1. Mai 1966 international ausgetragen. Aus Belgien kam der Royal Standard Club Lüttich nach Ludwigshafen. Die B-Jugend von Standard Lüttich war mehrmaliger belgischer Jugendmeister und bestand fast nur aus Auswahlspielern. Die B-Jugend von BSC Young Boys Bern stand zum Zeitpunkt des Turniers ungeschlagen an der Spitze der Schweizer Jugendmeisterschaft. Mit 26 Punkten aus 13 Spielen und einem Torverhältnis von 74:7 kam der TSV 1860 München als einer der Turnierfavoriten. Ebenfalls zu den Favoriten darf die Mannschaft von Borussia Dortmund, trainiert vom Altinternationalen Schlebrowski, gezählt werden. Schon beim 1. Turnier hinterließ die Elf von Eintracht Frankfurt einen spielerisch hervorragenden Eindruck. Auch der SV Waldhof kommt als Tabellenführer und will sich in diesem Turnier beweisen. Die B1 des Ludwigshafener SC ist sich der Größe und Schwere der Aufgabe bewusst, auf die sie Trainer Hager sehr sorgfältig vorbereitet hat. Bei diesem hochkarätigen Teilnehmerfeld wird es der Pokalverteidiger 1. FC Kaiserslautern, trotz bestechender Form und in der Meisterschaft ein Punktverhältnis von 28:0 und 110:9 Toren, nicht leicht haben, den Titel zu verteidigen.
Leider fehlen mir für diese Chronik die Ergebnisse dieses, und der folgenden Turniere. Aber vielleicht finde ich auf diesem Wege jemand, der aus dieser Zeit noch Unterlagen besitzt und diese für die Einarbeitung in die Hompage zur Verfügung stellen kann. Der LSC sagt dafür schon im voraus herzlichen Dank!

1965: B1 des Ludwigshafener SC
Stehend v.l.: Trainer Hager, Betreuer Deutsch, Loos, Seidel, Hahl, Schuster, Kern, Schäfer, Schnabel, Bergmann, Jugendleiter Heid
Knieend v.l.: Brunn, Muche, Dieter
Viele haben versucht, das Geheimnis der LSC-Jugendabteilung, ihrer Erfolge und ihres steilen Aufstiegs zu ergründen. Viele haben versucht, die Methoden der Jugendabteilung zu kopieren. Die LSC-Fußballjugend der 50er und 60er Jahre ist in ihrer Art einmalig geblieben. Sie ist das Produkt von Persönlichkeiten wie Gerhard Sandreuther, Otto Schnetzer, Seppl Hager und Gerhard Heid. Persönlichkeiten die in dieser Konzentration und Qualifikation kein Verein in der Jugendarbeit vereinen konnte. Sie schufen die Grundlage für die Erfolge des LSC und ließen die Jugendabteilung zur Seele des Vereins werden.
Zurück zur 1. Mannschaft. Die Schaffung der Bundesliga im Spielhjahr 1963/64 bringt auch eine Neuordnung der Spielklassen. Die 2. Liga wird aufgelöst und die Regionalliga Südwest mit zwanzig Vereinen nei gebildet. Der 1. FC Kaiserslautern und der 1. FC Saarbrücken kommen in die Bundesliga, alle anderen Vereine der seitherigen Oberliga Südwest spielen in der Regionalliga.
38 Meisterschaftsspiele muss die LSC-Mannschaft bestehen. Nach 22 Spieltagen liegt sie auf dem dritten Tabellenplatz, Worms und Pirmasens führen, die eigenen Aussichten sind gut. Da beendet eine Pechserie den Traum von der Meisterschaft. Wegen Spielerverletzungen muss die Mannschaft oft umgestellt werden, worunter die Homogenität empfindlich leidet. Bei Rundenschluss steht der LSC an 10. Stelle in der Tabelle. 1964/65 spielen in der Regionalliga 18 Vereine. Eduard Hoffmann trainiert die Mannschaft. Sie wird Tabellen-Achter.
In der Saison 1965/66 fehlen den Hochfeldern 3 Punkte für den Verbleib in der Regionalliga – mit Zweibrücken und BSC Oppau muss der LSC abteigen. Zum Kern der Mannschaft gehören Schneider, Seitz, Schuchmann, Emil Hill, Lutz, Link, Haun, Lang, Vondung, Brecht, Sagray und Hornickel.
Aber bereits ein Jahr später kehrt der LSC in die Regionalliga zurück. Mit fünf Punkten Vorsprung vor dem VfR Kirn wird der LSC in der Saison 1966/67 Meister. Die Spieler: Jakob Brunn, Dieter Haun, Egon Hill, Emil Hill, Heinz Hornickel, Bernd Grillenberger, Günther Lang, Heini Lutz, Hans Schuchmann, Reinhold Schneider, Gerhard Tretter, Kurt Vondung, Wolfgang Weiß, Gerhard Wünstel, Herbert Zinser, Peter Blatz, Dieter Seitz und Herbert Hoffelder. Trainer Otto Schnetzer, Spielausschussvorsitzender Eugen Maute, 1. Vorsitzender Hermann Schäfer.

1967: Meister 1. Amateurliga Südwest und Aufsteiger in die Regionalliga Südwest
Stehend v.l.: Egon Hill, G.Wünstel, K.Vondung, H.Schuchmann, H.Lutz, R.Schneider, H.Zinser, H.Hornickel, W.Weiß, G.Tretter, Emil Hill
Knieend v.l.: D.Haun, G.Lang, J.Brunn, B.Grillenberger
1968 muss der LSC erneut aus der Regionalliga absteigen. Horst Schäfer löst in dieser Saison Trainer Budkovic ab, kann aber den klaren Abstand von elf Punkten zum Drittletzen SC Freidrichstal nicht vermeiden. Der Versuch, mit 13 neuen Spielern eine bessere Position zu erreichen, muss als eine Fehlinvestition betrachtet werden.
Im Jahr 1969 muss die alte Hochfeld- und LSC-Kampfbahn dem Bau der Niederfeldschule weichen. Eine Spielstätte, die von den Mitgliedern zum größten Teil selbst in vielen Jahren erstellt wurde, verschwindet in wenigen Wochen. Neue Heimat des LSC ist die Bezirkssportanlage Gartenstadt, nur wenige hundert Meter von dem ehemaligen Domizil entfernt.
Personell gab es in den 60er Jahren für den LSC zwei große Nackenschläge:
Fassungslosigkeit, Ohnmacht, Ratlosigkeit beherrschten am 21.2.1966 die unüberschaubar große Trauergemeinde auf dem Mundenheimer Friedhof, darunter auch überwiegend junge Leute. Einen der ihren, Hermann Wittmer, nur 24 Jahre alt geworden, geleitete man unter lähmender Betroffenheit zu Grabe. Man nahm Abschied für immer von einem der besten und zugleich hoffnungsvollsten Kameraden, den die große LSC-Familie je hervorbringen konnte.
Mit 14 Jahren zog es ihn hin zur aufstrebenden, im ganzen Verbandsgebiet Aufsehen erregenden Jugendabteilung des Ludwigshafener SC. Sein spielerisches Talent, gepaart mit Intelligenz und einem aufrichtigen, sozial geprägten Charakter, ließen ihn jeweils zu den wertvollsten Stützen seiner Mannschaft werden. So half er viele Meisterschaften, bis hin zur Südwestmeisterschaft der A-Jugend im Jahr 1960, an die Fahne seines Clubs zu heften. Die Krone auf sein junges Leben setzte er jedoch, als er sich mit 20 Jahren im Jahre 1961, nach bestandenem Abitur, zum Jugendleiter der stolzen LSC-Jugend wählen ließ. Das gab es noch nie: Ein so junger Mann als Leiter einer so großen, erfolgreichen Jugendabteilung (12 Mannschaften) und aktiver Spieler zugleich, der außerdem Studium für Germanistik und Sport aufgenommen hatte. Das Persönlichkeitsprofil einer Ausnahmeerscheinung begann sich abzuzeichnen, da schlug das Schicksal unsagbar grausam zu: Nahezu 3 Jahre rang Hermann gegen eine tückische Krankheit, die dann doch letztendlich sein wertvolles Leben dahinraffte. Zerbrochen war die wohlgestaltete Form eines Menschen, zu der Elternhaus, Schule und sein soziales Umfeld wertvolle Hilfestellung gaben, die aber vornehmlich Konturen durch eigenes kreatives Wirken erhielt.

Hermann Wittmer
Als die Eltern von Wolfgang Weiss von Frankenthal nach Ludwigshafen übersiedelten, meldete sich der 13-jährige Wolfgang beim LSC an. Auf Anhieb wurde er eine Verstärkung der C1-Jugend. Seine spielerischen Qualitäten, basierend auf Schnelligkeit, Wendigleit, guter Technik und Spielwitz, führten ihn bereits im B-Jugendalter in die Auswahlmannschaft des Südwestdeutschen Fußballverbandes. Zusammen mit Peter Blatz als Halbrechtem bildete er bis ins aktive Spielalter einen stolzen rechten Standardflügel in den Auswahlmannschaften des SWFV und den 1. Mannschaften seines LSC.
Weder Schule (Gymnasium) noch Studium (Jura) hinderten Wolfgang, seinen Sport regelmäßig und mit Hingabe zu betreiben. Sein lauterer Charakter, dessen Grundzüge von Offenheit und Gerechtigkeitssinn geprägt waren, ließen ihn zum hochgeschätzten Sportkameraden und Menschen werden, dem durch den Tod ganz sicher nicht nur eine hoffnungsvolle spielerische Karriere zerstört wurde. Im November 1968 vertrat er letztmals beim Verbandsspiel in Landau die Farben seines LSC. Am 18. April 1969 geleiteten ihn, gerade 24-jährig, seine Mannschaftskameraden zur letzten Ruhe. Wolfgang Weiss ist würdig, der Jugend als Vorbild zu dienen.

Wolfgang Weiss