
Chronik: 1925 - 1929
Aufbau des Vereins 1925 - 1929
1925. Die Gartenstadt, ein Vorort Ludwigshafens, hat etwa 1000 Einwohner. Schmucke Siedlungshäuschen mit blühenden Gärten zieren die Wege, die weiter durch Felder und Wiesen führen. Über einen dieser Feldwege kommt der Besucher hinaus zum Sandplatz am Schießhaus im Maudacher Bruch. Im „Werktagsdress“ springen hier Achtzehn- bis Zwanzigjährige der Lederkugel nach, die sie mit dem Fuß von Sandloch zu Sandloch treiben und zwischen Steinen hindurch stoßen, um dann begeistert „Tor! Tor! Tor!“ zu schreien. Mancher Spaziergänger bleibt kopfschüttelnd stehen und beobachtet das muntere Treiben, das sie Fußballspiel nennen. Die „Hochfeldbuben“ haben ihre Freude an diesem Spiel. In jeder freien Minute wird „gekickt“...
So hat es 1925 begonnen, das Fußballspielen der Hochfelder. Zwar spielte man zunächst nur unter sich, aber bald kam auch der Tag, an dem die „Hochfeldbuben“ ihr erstes „richtiges“ Fußballspiel austrugen. Eine schwarz-weiße Sportkleidung wurde besorgt und dann zogen sie hinaus in den Mutterstadter Wald zum ersten großen Spiel gegen die Fußball-Gesellschaft 08 Mutterstadt. Die Freude über das 2:2 Unentschieden wurde zum Grundstein einer engen Kameradschaft. Willi Heene, Otto Grabler, Edwin Bentz, Otto Wey, Erhard Weber, Franz Häfele, Karl Burger, Robert Adam, Paul Schulz, Karl Armbruster, Franz Grabler, Eugen Senck, Fritz Walter und Peter Klein: sie alle waren erfüllt von dem Gedanken an einen eigenen Fußballsportverein. Draußen im Schießhaus am Maudacher Bruch arbeiteten sie die ersten Satzungen aus.
19. Oktober 1925. In der „Knoddlhütte“, auf dem Platz des heutigen Marienkrankenhauses, findet die Gründungsversammlung des „Turn- und Sportvereins 1925 Hochfeld“ statt. Es erscheinen 44 Personen. Zunächst wird entschieden, ob der Verein „frei“ oder „bürgerlich“ werden solle. Mit 22:21 Stimmen fällt die Entscheidung zu Gunsten eines bürgerlichen Vereins. Zum 1. Vorsitzenden wird Ludwig Schnabel gewählt. Mit der Schriftführung wird Otto Wey beauftragt. Der Sportplatz soll an der „Knoddlhütte“ entstehen. Der „SV Hochfeld“ ist ins Leben gerufen.

Die "Vereinsfamilie" vor der Knoddlhütte
Im Februar 1926 ist der Sportplatz fertig. Zum Eröffnungsspiel gegen Germania 04 Ludwigshafen ist alles gut vorbereitet; doch der Wettergott macht einen Strich durch die Rechnung. Es schneit unaufhörlich. Aber die Unbill der Witterung kann das Spiel nicht verhindern. Noch in der Nacht sind alt und jung zum neuen Platz geeilt, um den Schnee zu beseitigen. Eine solche tätige Begeisterung für den Sport ist heute kaum noch denkbar. Wer käme in unserer Zeit nachts zum Schneeräumen auf den LSC-Sportplatz? Die Mühe wurde belohnt: Nach einem guten Spiel konnten die Hochfelder mit 5:4 Toren Germania besiegen und damit ihren ersten Erfolg verbuchen. Die Premiere ist geglückt, die Stimmung auf dem Höhepunkt. Bei der turbulenten Feier fällt die „Knoddlhütte“ beinahe von ihrem Fundament.

Vorstand und erste Mannschaft der Gründerzeit
v.l.: Weber, Mechler, Burger, Wey, Schnabel, Franz Grabler, Otto Grabler, Walter, Klein, Bentz, Schulz, Senck, Adam, Büttner, Henlein
Vereinsidol und Stimmungsmacher ist Franz Grabler, der nicht nur im Tor große Taten vollbringt, sondern auch als Musiker und Sänger an erster Stelle für Unterhaltung sorgt. Fußball zu spielen ist noch ein reines Vergnügen. Training kennt man kaum. Man trifft sich zum „Bierchen“. Der Fußball bleibt die herrlichste Nebensache der Welt.
Der zweite Gegner des SV Hochfeld ist der ebenfalls neu gegründete SV Ruchheim. Die Ruchheimer bemühen sich redlich, können aber eine 10:0 Niederlage nicht verhindern. Beim Turnier in Neuhofen, im Jahre 1926, erringen die Hochfelder ihren ersten Turniersieg. Auf Flanken von Paul Schulz ist Fritz Neumüller mit drei wuchtigen Kopfstößen gegen den Endspielgegner Bad Dürkheim erfolgreich. Die Hochfelder sind auf dem richtigen Weg.
Der Ernst der Verbandsspiele beginnt. Wie jeder andere Verein muss auch der junge SV Hochfeld seine Wettkämpfe in der untersten Klasse, der C-Klasse beginnen. Im ersten Punktekampf gegen Edigheim trennt man sich 2:2 unentschieden, doch im Lauf der Saison kann sich die Mannschaft so weit steigern, dass sie bereits im ersten Verbandsspieljahr die Meisterschaft der C-Klasse erringt. Edigheim, Obrigheim, Eisenberg, Flomersheim und Heßheim bleiben als Gegner auf der Strecke.
1927 ist der Ausbau des Sportplatzes an der „Knoddlhütte“ abgeschlossen. Neben einer zweiten Fußballmannschaft wird eine Tambourinabteilung aufgebaut. Tambourin, schon gehört? Es sind Damen, die sich mit Ihren Tambourins gymnastisch bewegen und außerdem das gesellige Leben im Verein fördern. In diesem Jahr wird auch die Jugendabteilung des SV Hochfeld gegründet. Gustav Bauer ist der erste Jugendleiter. In seiner vorläufig einzigen Jugendmannschaft sind 14- bis 18-jährige Jungen bunt zusammengewürfelt. Und – wie die Alten sungen, so machen es die Jungen! Bereits im ersten Jahr ihres Bestehens wird diese Jugendmannschaft Jugendmeister des kreises Ludwigshafen. Karl Schwed ist der glückliche Schütze, der mit seinem Tor im dritten Entscheidungsspiel in Dannstadt gegen die FG 08 Mutterstadt die Meisterschaft sichert. Willi Link sen. Hat übrigens in dieser Mannschaft seine fußballerische Laufbahn begonnen, die er über 40 Jahre lang fortsetzte. In einem Freundschaftsspiel wurde unseren Jungen, die mit nur 10 Spielern die Reise über den Rhein antraten, mit 20:0 ein Denkzettel verpasst, damit keinem die Bäume in den Himmel wuchsen. Auf tragische Weise verliert der Verein in diesem Jahr zwei Sportkameraden: Georg Schäfer, der im Alter von 17 Jahren einer Lungenentzündung erliegt und Fritz Fischbacher, der 16jährig bei einem Autounfall auf der Maudacher Straße ums Leben kommt.

Jugendleiter Bauer mit der ersten Jugendmannschaft des Vereins
v.l.: Schulz, Kurt Nily, Dreiß, Sebastian Nily, Willi Dengler, Keilhauer, Link, Wolf, Fischbacher, Josef Dengler, Bauer
vorn: Torwart Horn
Ende 1927 startet die Mannschaft zum Saisonbeginn der B-Klasse. Zwei neue Spieler gehören ihr an: Rühm von Germania 04 Ludwigshafen und Neumüller, der in der Gartenstadt zugezogen ist. Die Mannschaften aus Mechtersheim, Berghausen und Dudenhofen sind von acht Gegnern die schärfsten Konkurrenten. Doch sie können die B-Klassen-Meisterschaft des SV Hochfeld im Jahr 1928 nicht verhindern. Man kann die Leistungen von damals gar nicht hoch genug einschätzen; schließlich mussten die Austragungsorte von den Spielern meist zu Fuß oder, wenn sie gar zu weit waren, mit geliehenen Fahrrädern erreicht werden. Den Frauen der Spieler war der Sonntag allein zu Hause noch nie eine Freude. Aber sie wussten sich zu helfen: 1928 bildeten sie eine Damenhandballmannschaft und jagten fortan sonntags hinter ihrem eigenen Ball her. Die Hochfeldfamilie war jetzt sportlich ausgelastet. Deshalb wurde auch nie die Frage akut: „Was macht die Fußballbraut am Sonntagnachmittag?“. Viele Fußballanhänger unserer Zeit wären froh, wenn ihre Frauen so sportbegeistert wären.

Damenhandball-Mannschaft des SV Hochfeld 1928
stehend v.l.: Rühm, König, Schwed, Jochum, Grabler, Link, Burger, Zettl, Vorsitzender Blatzsitzend v.l.: Hauser, Glan, Heene
Im gleichen Jahr 1928 beginnt der Bau des Marienkrankenhauses. Der Verein muss sich einen neuen Sportplatz suchen. Man findet ein geeignetes Gelände am Maudacher Langgewann, der heutigen Abteistraße. Am 7. Mai 1928 wird dem damaligen Vorsitzenden Wilhelm Mechler die Baugenehmigung für den Sportplatz erteilt. Ihm, einem großen Förderer des Vereins, ist das beste Material für die Sportplatzanlage gerade gut genug. Seine Opferbereitschaft für den Verein ist bespielhaft.Doch zurück zum sportlichen Geschehen: Verwöhnt durch zwei aufeinander folgende Meisterschaften in der C- und B-Klasse, erwartet man jetzt auch Erfolge in der A-Klasse. Aber es gibt keine dritte Meisterschaft. Der vierte Platz hinter VfL Neustadt, Böhl und Schifferstadt ist jedoch ein achtbarer Erfolg. 1929 ist das neue Sportfeld an der Abteistraße fertig. Valentin Blatz ist jetzt 1. Vorsitzender. 10 Jahre lang führt er den SV Hochfeld erfolgreich. Am 10. Juli 1929 erhält der Verein die Baugenehmigung für ein Clubheim. Es geht weiter aufwärts. In der ersten Mannschaft bewähren sich die jungen Spieler Link, Dengler, Schwed, Ormersbach, Stellwagen und Eder. Und ihnen gelingt auch die ersehnte Meisterschaft: mit 5 Punkten Vorsprung siegen sie 1929/30 in der A-Klasse. Spielstarke Mannschaften wie die aus Mutterstadt, Schifferstadt, Berghausen, Speyer, Hassloch, Neuhofen, Iggelheim, Böhl, Limburgerhof und Mußbach werden abgeschlagen. Die dicht aufeinanderfolgenden Erfolge schaffen ein ausgesprochen gutes Vereinsklima. Der SV Hochfeld ist eine Fußball-Hochburg geworden.

Das Clubhaus an der Abteistraße entsteht
Zu den besonderen Förderern des Vereins zählt in diesen Tagen Bernhard Büttner, der an der Maudacher Straße eine Gastwirtschaft hat. Die Wünsche des Vereins macht er zu seinen persönlichen Wünschen. Und er freut sich, dass er sie oft erfüllen kann. Ihm gebührt ein besonderes Andenken.

1929/30 erreichte diese Hochfeld-Elf den Aufstieg in die Kreisliga, der zweithöchsten Spielklasse
Stehend v.l.: K.Huy, M.Reichert, F.Rühm, K.Rühm, H.Dengler, H.Frey, F.Grabler, W.Dengler, K.Armbruster, E.Stauch, W.Fischer
Sitzend: O.Oberecker